Inhaltsangabe
Mit einem Schmunzeln streckte der Mann die Hand nach dem Kind aus. Liebevoll strich er ihm übers Haar. »Und tot bist du«, flüsterte er.
Berlin wird von einer Mordserie erschüttert. Der Täter stellt Filme ins Internet, auf denen zu sehen ist, wie er seine Opfer quält. Dann lockt er Journalisten zu den Leichen. Vieles deutet auf einen Zusammenhang mit den Ausländerhetzkampagnen des Innensenators hin.
Kommissarin Sera Muth und ihr Ermittlungsteam ziehen den Polizeipsychologen Dr. Babicz hinzu. Diesem kommt das Vorgehen des Täters vertraut vor. In den USA hatte er bei der Überführung eines Mörders mitgewirkt, der seine Opfer bei lebendigem Leib häutete. Ist der »Knochenmann« zurück?
Meine Meinung
Ich kann behaupten, dass ich schon einige Bücher vom Autor gelesen habe.
So fiel es mir natürlich sehr schnell ins Auge, dass in „Kalte Haut“ die Kommissarin Sera Muth, welche ich bereits aus „Märchenwald“ kenne, das ermittelnde Oberhaupt ist. Freut mich, denn ja, auch Frauen können einen Thriller anführen.
Der Einstieg in ein Buch ist mir persönlich immer recht wichtig, wenn er ein Statement beinhaltet. Es gibt Prologe, die machen neugierig und regen zum Nachdenken an, aber es gibt auch diese, die einfach nichtssagend sind für die Story. Der erste Eindruck von „Kalte Haut“ gefiel mir super, denn dieses geflüsterte „Und tot bist du“ hat beim Lesen schon etwas ausgelöst.
Aber der Prolog hatte auf mich auch noch eine andere Wirkung, dazu im Verlauf meiner Rezension mehr.
Das Polizistenteam um Sera Muth erleben wir zu Beginn in einem Fall, der vor allem für Sera eine persönliche Note mit sich bringt. Eine junge türkische Frau wird niedergestochen. Das Motiv: ihre Beziehung zu einem Deutschen.
Sera Muth, selbst Türkin, konnte ihr Leben so ausrichten, wie sie es wollte und ist nun Kommissarin. Am Tatort wird sie von einer älteren türkischen Frau angeklagt
„Frauen wie du sind schuld“ (Pos. 805)
Sera kann nicht anders, als sich dies zu Herzen zu nehmen.
Typisch für die Thriller von Martin Krist ist es, dass er nie nur einen Fall behandelt.
Ob die Fälle am Ende zusammen spielen oder gar nichts miteinander zu tun haben, lässt der Autor bis zum Ende offen. Da habe ich wirklich aufgehört einen Zusammenhang zu finden, denn ich habe noch nie den richtigen Riecher gehabt.
Der angesprochene zweite Fall behandelt die Thematik aus dem Klappentext.
Es geht um eine Entführung, ein Video, auf dem Folterszenen gezeigt werden und der Einsicht, dass der Täter schneller ist, als der Rest.
Bei dem Entführungsfall bringt der Autor eine weitere Frau ins Spiel.
Tania Herzberg, Journalistin, wird zum Tatort gelotst und entdeckt Schreckliches.
Anfänglich habe ich ihr gar nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber da war der Plan von Herrn Krist natürlich ganz anders als meiner.
Schnell zeigt sich, wie gut er den Leser wieder bei der Stange halten kann.
Kapitel für Kapitel zog er mich tiefer in die Story hinein.
Mein Brainstorming war wieder in vollem Gange und dann brach es auch wieder komplett zusammen. Denn ganz großes Kopfzerbrechen machte mir der zum Fall hinzugezogene Polizeipsychologe Dr. Robert Babicz.
Hier war schnell klar, dass das die Figur mit den Geheimnissen ist.
Wirklich nur stückchenweise bringt der Autor hier Licht ins Dunkle.
Der Bezug zu seinen toten Eltern, sein Bruder, der ständig auftaucht und aufzeigt, welch komisches Geschwisterverhältnis die beiden haben.
Vor vier Jahren verließ Babicz aus privaten Gründen schlagartig Berlin.
Nun ist er zurück und viele Fragen mit ihm.
Die Frage, welche ich mir beim Lesen am häufigsten gestellt habe, war
WER IST DAS EIGENTLICHE OPFER IN DEM BUCH?
Ein Punkt, den ich in all meinen Rezensionen immer wieder als positiv bezeichne, ist der Aufbau und der Stil des Autors. Kurze, knackige Kapitel und jedes endet beinahe mit diesem ganz fiesen Cliffhanger.
Hier passt der Ausspruch „ich lese nur noch ganz schnell ein weiteres Kapitel“ super, denn aus einem werden hier locker zehn bzw. versucht euch erst gar nicht solche Grenzen zu setzen, denn es ist echt schwer, sich daran zu halten.
Das Ende war wieder überraschend und nein, auch hier gingen alle Spürnasen nicht an mich. Gekonnt fädelt Krist wieder vieles zusammen, so dass es Sinn und einen in sich abgeschlossenen Thriller ergibt.
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Und nun zum Meckern auf höchstem Niveau.
Hier möchte ich noch ein paar Worte zum am Anfang angesprochenen Prolog loswerden. Ich bleibe dabei, dass ich ihn super fand. Zum Ende des Buches fand ich auch endlich den Zusammenhang zum Einstieg.
Aber gerade diese vier Worte „Und tot bist du“, welche mir zu Beginn einen kleinen Schauer über den Rücken jagten, haben mir im Verlauf der Story tatsächlich gefehlt. Für mich brachte der Einstieg eine gewisse Erwartung, vor allem in Bezug auf die seltsamen Ähnlichkeiten zum Fall des „Knochenmanns“ mit sich.
Soll kurz und knapp heißen, dass ich mit einer Täterperspektive gerechnet habe, welche aber nicht Inhalt des Thrillers war.
Mein Fazit
Wieder einmal konnte mich der Autor sehr gut unterhalten.
„Kalte Haut“ beinhaltet eine Thematik um Macht und Kontrolle, aber auch viele Themen, welche sich auf die dargestellten Figuren beziehen. Für mich eine super Mischung, um beim Lesen am Ball zu bleiben.
Ein Hoch, dass sich auch Frauen, wie Sera Muth behaupten können. Danke für das kurze Wiedersehen mit Paul Kalkbrenner und ich freue mich, dass sich der Autor nun entschieden hat, seine Werke in einem einheitlichen Design unter die Leser zu bringen. Mich regt es zum Kaufen an!
Leseempfehlung für alle Martin Krist Leser und für die, die es werden wollen, ein super Einstiegsbuch.